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Hotel des Monats Juli 2012

arrow left Grand Hotel Heiligendamm, Friedrich Franz, Bad Doberan, Deutschland arrow right

Das Grandhotel im 19. Jahrhundert, in der Belle Epoque, definiert Wikipedia, steht für “ein Hotel mit gehobenem Komfort wie fließendem Wasser und Telefon sowie einer an der europäischen Palast-Architektur orientierten Raumgestaltung...“.

An fließendem Wasser innen und außen mangelt es nicht, im Grand Hotel Heiligendamm an der Ostsee. Telefon ist selbstverständlich für ein zeitgemäßes Publikum, das zudem mit Technologien wie W-LAN und Flatscreen-TV mit der Welt und ihren Wichtigkeiten verbunden ist. Und ein klassizistisches Hotel wie Grand Hotel Heiligendamm i s t ein Palast.

Wie segensreich, dass 1793 der mecklenburgische Herzog Friedrich Franz I. von seinem Leibarzt nach Doberan, an die Ostsee geschickt wurde, um sich in Seeluft und Wasser auszukurieren. Ein 240 Tonnen schwerer Gedenkstein erinnert daran, obwohl das Gesamtkunstwerk Heiligendamm vornehmstes Zeugnis ist.

Das denkmalgeschützte Ensemble, aus sechs Gebäuden bestehend, auf einer Fläche von 31.423 m², 2003 in seiner neuen Pracht eröffnet, atmet klassische Schönheit, angenehm gepaart mit den Vorzügen der Moderne. Das schätzten auch 2007 die Teilnehmer des G8-Gipfels.

Von den Wirren der vergangenen Zeiten, von Widrigkeiten, Betreiberwechseln und aktuellen Krisen spürt man nichts, wenn man hier residieren darf.

Wie wir im Haus Mecklenburg, dem ältesten Teil des Komplexes, dem ehemaligen Badehaus von 1795, in dem wir zwei der 220 Zimmer und Suiten, verteilt auf die Häuser, beziehen.

Unsere Deluxe Zimmer, modernes geschmackvolles Interieur, atemberaubend der Blick zur Ostsee, das Bad, edel aus Granit und Marmor, separate Toilette mit Dusche, überall hohe Spiegel (verstohlenes Baucheinziehen), abends wird von diskreten Hausgeistern sanft illuminiert, das King Size-Bett für die paradiesische Nachtruhe aufgedeckt, das TV-Gerät zum Bett gedreht, reizend die davor platzierten Badeschläppchen... Sanft singen die Wellen, morgens schmatzen sie an den Strand.

Wohin mich meine Schritte lenken: Zur romantisierenden Burg Hohenzollern, typisch für die Schwärmerei der Zeit, zum Severinpalais mit dem 3.000 m² großen SPA samt den einschlägigen Wellness-Schwerpunkten und einem herrlichen Pool, ins Kurhaus mit seinen Restaurants und der Säulenterrasse zum Meer, dem historischen Ballsaal, durch die Lobby in das beeindruckende Treppenhaus des Grand Hotel, schmökern in der kleinen feinen Bibliothek, ob auf einen Drink in die Nelson Bar oder durch den Park zur herrlichen Kindervilla oder zur Orangerie mit dem exklusiven Departmentstore Quartier 206,

auf weißem Kiesel zum Strand flanierend, wohin auch immer, ich fühle mich umsorgt wie die mecklenburgische Alexandrine, Tochter der beliebten Königin Luise, deren Cottage zum Besitz von Heiligendamm gehört.

Sehr reizvoll ist es, morgens im Pool zu schwimmen, dann ein kleines Frühstück mit Müsli, frischem Obst oder Croissants, Kaffee, Tee, Säften an der SPA-Bar einzunehmen, später ins elegante Kurhaus zum reichhaltigen Frühstücksbuffet oder einem leichten regionalen Mittagessen zu gehen, alternativ in der lichtdurchfluteten Baltic Sushi Bar asiatische Köstlichkeiten zu genießen oder direkt am Strand das „Medini’s“ aufzusuchen - Friedrich Franz I. soll Afficionado der italienischen Küche gewesen sein -, überall sind Ihnen genussvolle Gerichte sicher, wie es die favorisierte Slow Food–Bewegung garantiert.

Ein Highlight sollten Sie sich unbedingt gönnen, die Gourmetküche im Friedrich Franz unter der Regie von Sternekoch Siewert.

Ronny Siewert, *1978 in Nienburg/Saale, ist ein klassisches Gastronomiekind, hat das Kochen im Blut. Von klein auf fasziniert in der Küche des Vaters, steht er seit 2008 an der Spitze eines sechsköpfigen Teams. Nach der Lehre im Maritim Hotel Halle, verbringt er prägende Jahre in der Residenz Heinz Winkler, im Restaurant Dieter Müller, im Waldhotel Sonnora bei Helmut Thieltges und erkocht sich 2006 seinen Stern im Chezann/Warnemünde, den er imFriedrich Franz Restaurant gleich wieder verteidigt und zum 3. Mal in Folge Mecklenburg-Vorpommerns bester Koch ist. Das macht neugierig, und wir werden mehr als überrascht. Hier strahlt ein Stern so gewaltig, dass er zwei in sich birgt.

Lassen Sie sich im eleganten Restaurant Friedrich Franz. - handgemalte Seidentapeten - von Siewerts feinen Gerichten verwöhnen. Das Präludium auf schwarzem Granit, ich erinnere mich an Tandoori Chicken, Praline vom Kalbstafelspitz, wird fortgesetzt mit den exquisiten vegetarischen amuses: Petersiliensüppchen, Wachtelei auf Liebstöckelcreme, Buttermilchcanneloni, Tomatenbasilikum zwischen Baisers: haute cuisine, drei hmms. Und erst die Variationen von historischen Tomatensorten mit Königskrabbe! Da schmeckt die Tomate nach Paradies.  

Aufhören, wenn es am Schönsten ist, sagt die alte erzieherische Regel, nein, um Lukullus willen nur nicht den Müritzsaibling in Ostseeaal oder das Supreme vom Linum Kalb verpassen. Hier dürfen Könner mit Essen spielen, wenn sie handwerklich so akkurat arbeiten, die klassische französische Küche mit filigranen Einschlägen versehen, das Menu geschmacklich straff nach oben weiten und nebenbei Landschaften auf die Teller zaubern. Probieren Sie selbst, lassen Sie sich auf den umsichtigen Restaurantleiter Normann Rex ein, der eine geheime Pipeline zu seinem Team zu haben scheint - und verzichten Sie nicht auf das Dessert.

So fühlt sich Luxus an.

Egal, ob Sie speisen, ob Sie wohnen, ob Sie die vielfältigen Sport- und Fitness-Angebote nutzen, ob Sie „tagen“ oder Ausflüge machen - unbedingt das Doberaner Münster besuchen!-, wenn die Sonne die „weißen Villen“ des Grand HotelHeiligendamm zum Leuchten bringt, wenn sich Wolken mit dem Wasser in pastellfarbiger Melancholie vereinen, die Schönheit von Heiligendamm vor der Weite der Ostsee nimmt Sie gefangen und lässt Sie erst bei der Abfahrt los. Notgedrungen. Das ganz andere Leben fordert seinen Tribut.

Autor: Margret Buchner

Gourmet-Club