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American Style Bars und Restaurants - Style statt Versatzstücke

Zahlreiche Gastronomien auf deutschem Boden nehmen in Ausrichtung und Dekoration einen mehr oder weniger starken Bezug auf die USA. In der Praxis allerdings hat das leider sehr oft so viel mit den echten USA und dem Look dortiger Gastronomien zu tun wie ein well done gebratenes, in Ketchup ertränktes Stück Wagyū mit Genuss. Wie (und warum) mal als hiesiger Gastronom deutlich mehr hinbekommt und hinbekommen sollte als eine Location voller US-Versatzstücke zwischen Freiheitsstatue-Fototapete und Pappaufstellern von Marilyn Monroe und Elvis, zeigen wir jetzt.

Fake-US-Style: Wie er aussieht, woraus er resultiert – und was er bewirkt

Viele Leser dieser Zeilen werden schon in einer American Sportsbar gewesen sein. Andere hingegen kennen vielleicht das Innenleben eines ähnlich ausgerichteten Diners. Zweifelsohne merkt man in den allermeisten davon, selbst ohne sich großartig auszukennen, welches Land hier das Vorbild sein soll.

Das Problem an der Sache: Was den Stil solcher Häuser sowohl in architektonischer als auch gastronomischer Hinsicht anbelangt, handelt es sich überwiegend um das Ergebnis eines

  • von außen kommenden,
  • idealisierten bzw. stilisierten und
  • oberflächlichen

Blickes auf die USA, ihre kulturellen Eigenheiten und nicht zuletzt die dortige Gastronomie.

Anders formuliert: In Deutschland (und vielen anderen Ländern) sehen US-thematische Gastronomien häufig so aus, wie Deutsche (respektive Angehörige anderer Länder) glauben, so müsse es in den USA aussehen, nur so wäre es amerikanisch.

Der US-Stil ist beileibe nicht das einzige „Opfer“ einer solchen Herangehensweise. Tatsächlich gibt es in den USA selbst das exakte Gegenbeispiel. Wer dort nämlich eine „German Style“ Gastronomie eröffnet, der wird mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit tief in die Kiste oberbayrischer bzw. generell süddeutscher Versatzstücke greifen – und dadurch ebenso wenig ein genuin deutsches Gasthaus gestalten.

Vom Türschild in gebrochener Schrift über holzgetäfelte Wände bis zu weißblau gedeckten Tischen und dem Klischee-Schnitzel auf der Speisekarte sieht dort dementsprechend alles aus, wie viele US-Amerikaner sich ein typisch deutsches Gasthaus vorstellen – allein in New York gibt es mehrere solcher Häuser.

Insofern machen deutsche Gastronomen nichts anderes, wenn sie lediglich ein Haus voller amerikanischer Versatzstücke aufbauen. Beispiele gefällig?

  • Schwarzweißer Schachbrettmuster-Boden
  • Üppig gepolsterte Sitzbänke in Rot, Weiß, Pink oder Türkis
  • Farblich passend gestrichene Wände
  • Diverse Modelle, Skulpturen, Fotos und Gemälde mit US-Künstlern, -Wahrzeichen, -Markenschriftzügen und -Fahrzeugen – häufig längst vergangener Tage.
  • Mindestens ein Schild „Route 66“ und eine klassische Neonleuchten-Bierreklame – leider häufig einer Marke, die nicht auf der Karte steht.
  • Auf der Speisekarte ausschließlich ganz typisches Fastfood, aber praktisch immer im deutschen Stil. Sticky Baked Chicken Wings? Deviled Eggs? Fried Crab Legs? Jenseits von Chicken Nuggets, Hamburgern und vielleicht Buffalo Wings herrscht diesbezüglich meist Fehlanzeige – vom Mangel am reichhaltigen Sortiment von US-Saucen und alkoholischen wie nichtalkoholischen Getränken völlig zu schweigen.

Keine Frage, oft steht zumindest hinter einem solchen architektonischen Look eine Menge Liebe. Und wenn er wirklich stringent von A bis Z durchgezogen wird, also beispielsweise explizit ein typisches Diner der 1950er Jahre widerspiegeln möchte, dann gibt es daran auch nichts auszusetzen – sofern sich dieser Stil detailliert bis in die Speisekarte hineinzieht.

Doch ähnlich, wie es in Amerika nicht „den“ typischen Stil einer Gastronomie gibt, lässt sich ebenso wenig in einem hiesigen Haus so stark verallgemeinern, wie ein amerikanischer Style auszusehen habe – zumal hierzulande überaus häufig US-Stile und deren zeithistorische Einordnung wild durcheinandergeworfen werden. Frei nach dem Motto „Hauptsache, es sieht irgendwie amerikanisch aus und schmeckt so“.

Tatsächlich kommt es für ein insgesamt stimmiges Gesamtkonzept von Einrichtung und Speisekarteninhalt nicht so sehr auf plakative, sehr sichtbare Dinge an, sondern oftmals auf Details – wie wir im weiteren Textverlauf noch genauer erläutern werden.

Stellt sich die Frage: Warum sehen viele US-thematische Gasthäuser in Deutschland derart klischeehaft aus und sind es bis hinab zu den servierten Bieren? Dafür gibt es mehrere Gründe, die sich häufig miteinander vermengen:

  1. Zielgruppe: Viele deutsche Gäste haben ebenfalls ein derart idealisiertes US-Bild – so nehmen es zumindest viele Gastronomen an. Ergo gestalten sie ein Haus, von dem sie glauben, es sähe so aus, wie die meisten Gäste eine US-thematische Gaststätte erwarten würden.
  2. Bekanntheitsgrad: Einen Aufsteller von Marylin Monroe muss man niemandem groß erklären. Und wenn überall Stars & Stripes zu sehen sind, weiß ebenfalls jeder auf einen Blick, wo er sich gedanklich befinden soll. Das Arbeiten mit Klischees und Versatzstücken macht also vieles leichter und günstiger.
  3. Einfachheit: Nicht zuletzt auf der Speisekarte sind viele genuin US-amerikanische Köstlichkeiten hierzulande eher unbekannt oder werden nur von wenigen Köchen wirklich beherrscht. Mit den „Klassikern“ zu agieren, ist daher eine einfachere Wahl. Überdies kommt teilweise noch der Unbekanntheitsfaktor vieler lukullischer Genüsse bei einem deutschen Publikum hinzu.
  4. Beschaffbarkeit: Die Produktwelt mag globalisiert sein. Dennoch bereitet es gerade bei der geschäftsmäßigen Beschaffung einen gewissen Aufwand, echte US-Produkte zwischen Zapfhahn und Hot Sauce zu bekommen.

Das Ergebnis ist in vielen Fällen eine Menge vergeudetes Potenzial. Für die Laufkundschaft kann das Haus nichts wirklich Neues bieten. Und für Gäste, die sich auskennen und/oder das Besondere suchen, findet sich hier ebenfalls nichts Herausragendes.

Wer US-Kulinarik genießen will, für den ist eine entsprechende Deko nur ein Teil des Gesamterlebnisses. Ein solcher Gast wird ebenso wenig durch sattsam bekannte US-Speisen angelockt. Zumal diese längst so internationalisiert sind, dass sie sich kaum noch allein auf Nordamerika beziehen lassen. In den 1970ern etwa mag ein Restaurant, das Bacon Cheese Burger, Strawberry Shortcake oder Refried Beans anbot, auf deutschem Boden noch Seltenheitswert genossen haben. Heute hingegen definitiv nicht mehr. 

Real American Style: Die Vorteile einer viel stringenteren Herangehensweise aus deutscher Sicht

Warum sollte ein deutscher Gastronom mit einer Menge Geld und Aufwand ein Haus gestalten, das so tatsächlich 1:1 irgendwo zwischen Brooklyn, Saint Louis und Sacramento stehen könnte? Die vielleicht wichtigste Antwort darauf: Gerade, weil es hierzulande nur sehr wenige US-thematische Gasthäuser dieser hochwertig-stringenten Prägung gibt – im Vergleich mit solchen, die lediglich voller Versatzstücke stecken.

Allerdings lassen sich die Gründe noch deutlich weiter ausführen:

  1. Die absolut allermeisten Deutschen konsumieren Filme und Serien aus den USA in großen Mengen, sie sind also durchaus – mitunter unbewusst – mit dortigen zeitgenössischen Eigenheiten vertraut. Aus demselben Grund suchen viele von ihnen Getränke und Speisen, die dort Erwähnung finden.
  2. Bis auf einen krassen Einbruch während der beiden Haupt-Coronajahre bereisen jährlich mehr als zwei Millionen Deutsche die USA. Sie kennen also echte US-Gastronomien und deren Produkte aus eigenen Erfahrungen und vermissen sie nach der Rückkehr mitunter schmerzlich.
  3. Umgekehrt kamen allein 2022 5,3 Millionen US-Amerikaner als Besucher nach Deutschland. Je nach Lage einer Gastronomie dürften viele von ihnen zumindest zeitweilig einen Ort suchen, an dem sie sich wie zuhause fühlen – wobei ein klischeehaftes US-Gasthaus auf solche Menschen eher amüsant bis abschreckend wirken dürfte. Ähnlich, wie es ein klischeehaftes German Beer House irgendwo in Texas bei Deutschen täte.
  4. Nicht zuletzt kommen knapp 40.000 hierzulande stationierte US-Soldaten hinzu. Diese Zahlen werden noch größer, wenn Angehörige und Zivilmitarbeiter aus den Staaten inkludiert werden.

Das alles bedeutet zwei Dinge. Erstens: Es gibt hierzulande eine Menge Menschen, die mehr oder weniger genau wissen, wie echte US-Gastronomie aussieht und schmeckt. Zweitens: Diese Menschen wissen es sehr zu schätzen, ein Gasthaus vorzufinden, das trotz einiger Tausend Kilometer Abstand zur US-Grenze möglichst viel American Look & Feel verströmt und serviert.

Stellt sich nur die Frage, was sollte man als hiesiger Gastronom dafür tun?

Recherchieren, nachmachen, wertschätzen: So lässt sich ein stimmiges US-Konzept umsetzen

Wie bereits weiter oben erwähnt: Vielfach lässt sich ein echter American Style eher an Details ausmachen als an großen einzelnen Dingen. Grundsätzlich empfiehlt es sich zu Beginn jedoch, sich ein Thema zu überlegen – wenngleich das 50s Diner Theme aus Gründen der bestehenden Häufigkeit vielleicht eher ausgeklammert werden sollte.

Prinzipiell genügt für den Anfang eine umfassende Recherche mithilfe der Google-Bildersuche. Die Suchbegriffe: Der Name einer beliebigen amerikanischen Stadt und Restaurant, Bar, Bar and Grill oder ein ähnlicher US-englischer gastronomischer Begriff.

Mitunter helfen regional oder anderweitig spezifizierende Begriffe wie Southern, Western, Country, Californian, Saloon, Texan etc. Auf diese Weise lässt sich sehr vieles finden, was als perfekte Inspiration taugt – sowohl für das große Ganze als auch die vielen Details.

Darauf lässt es sich mit den folgenden Elementen weiter aufbauen. Sie sollten ungeachtet des Hauptthemas als Pflichtübung verstanden werden.

Übrigens: Auf ähnliche Weise empfiehlt sich, sich online die Speisekarten von dortigen Restaurants anzusehen.

1. Ein genuiner US-Look bis zu den Lichtschaltern

Was macht ein US-Gasthaus direkt als solches erkennbar? Es sind unter anderem unzählige Einrichtungselemente, die sich von ihren deutsch/europäischen Pendants teilweise signifikant unterscheiden. Nur um einige Beispiele zu nennen:

  • US-Lichtschalter sind praktisch ausnahmslos kleine Hebel, keine Wippen. Mittlerweile werden hierzulande Schalter verkauft, die so aussehen, aber hiesigen Normen entsprechen (in den USA läuft Hauselektrik mit 120 Volt, nicht 230 Volt. Importierte US-Schalter sind daher mit unserer Netzspannung inkompatibel und brandgefährlich).
  • Weder im Außen- noch Innenbereich finden sich Türklinken in Form langer Hebel. Stattdessen ist ein kugelförmiger Knauf mit integriertem Schloss allgegenwärtig – ebenfalls mittlerweile hierzulande über das Internet gut zu bekommen.
  • Neben den Grundgewürzen findet sich auf den Tischen sehr häufig eine Flasche Hot Sauce – wobei Tabasco als international leicht beschaffbares Produkt bestens funktioniert.
  • Für rustikal-ländliche Designs kommen bis heute dort überaus häufig hölzerne Stühle im Design des sogenannten Windsor Chair zum Einsatz – erkennbar an den vielen senkrechten Streben der Rückenlehne.

Wer sich beispielsweise für einen in den USA sehr bekannten und beliebten Stil inspirieren lassen möchte, kann sich den Look der Restaurant- und Geschenkartikelkette Cracker Barrel ansehen. Da das Unternehmen in 45 Staaten vertreten ist, genießt sein Stil einen hohen Bekanntheitsgrad – ebenso wie südstaatliche Klassiker auf seiner Speisekarte wie Chicken Fried Steak oder die köstliche Beilage Deep Fried Okra.

2. Besondere Aktionen für hohe amerikanische Feiertage

Aus soziokulturellen und politischen Gründen gibt es in den USA keine solche Fülle an Feiertagen, wie sie hierzulande existieren und behandelt werden – insbesondere in Form eines Tages, an dem praktisch alles geschlossen hat.

Grundsätzlich sollte ein US-thematisches Restaurant diesbezüglich den kulturellen US-Kalender leben. Einer der wichtigsten Tage, wenigstens im ersten Quartal, ist der Super Bowl. Grundsätzlich sollte es an diesem Sonntag gleich sein, ob das eigene Haus eine sportliche Ausrichtung hat. In den USA ist es für die allermeisten Gasthäuser ein sehr wichtiges Datum, das hierzulande ebenfalls vielfältig als Event zelebriert werden kann und sollte – selbst wenn das Endspiel der Football-Liga NFL wegen der Zeitverschiebung erst nachts angepfiffen wird.

Weitere wichtige Feier- und ähnliche Tage, die auf den Kalender gehören und mit Aktionen gewürdigt werden sollten:

  • Die Daytona Speedweek im Januar oder Februar – oder zumindest deren Haupt-Event, das Daytona 500 Rennen.
  • Das Kentucky Derby am ersten Mai-Samstag.
  • Armed Forces Day für alle aktuell dienenden US-Soldaten. am dritten Mai-Samstag.
  • Das Rennen Indy 500, meist am Sonntag vor dem:
  • Memorial Day am letzten Mai-Montag – ein Tag zu Ehren gefallener US-Soldaten und traditionell Beginn der US-Sommersaison.
  • Die NBA Finals im Basketball Ende Mai oder Juni.
  • Der Stanley Cup im Juni, Endspiel der NHL-Eishockey-Liga.
  • Der Independence Day am vierten Juli – der US-Unabhängigkeitstag.
  • Labor Day am ersten Septembermontag. US-Tag der Arbeit und inoffizielles Sommerende.
  • Die MLB World Series im Baseball Ende Oktober und Anfang November.
  • Halloween am 31. Oktober bzw. die Devil‘s Night in der Nacht zuvor.
  • Veterans Day zu Ehren aller US-Veteranen am 11. November.
  • Thanksgiving, neben dem Unabhängigkeitstag der vielleicht wichtigste US-Feiertag, am vierten November-Donnerstag. Traditionell beginnt erst danach die Weihnachts(dekorations)saison.

Je nach Thema des Restaurants können noch weitere Termine hinzukommen. Zumindest sollten Gastronomen darauf achten, wenigstens einen Tag pro Monat zu finden, der sich so zelebrieren lässt – und sich großartig eignet, um neue Gäste anzulocken.

3. Kompromisslose US-Sportübertragungen

Bereits in der zurückliegenden Liste waren mehrere wichtige Sportveranstaltungen zu lesen. Denn Fakt ist: In der Breite sind die US-Amerikaner noch Sport-affiner als die Deutschen. Bloß handelt es sich dabei um eine Leidenschaft für gänzlich andere Disziplinen.

Zumindest dann, wenn es sich nicht um ein reines Speiserestaurant handelt (und selbst dann eventuell doch im Hintergrund) sollte US-Sport übertragen werden; egal ob live, als Aufzeichnung aktueller oder historischer Spiele oder in Form von Dauer-Informationssendungen á la NFL Network.

Am einfachsten ist das beim Football. Sowohl NFL als auch College-Sport (in den USA praktisch ebenso bedeutend) werden im deutschen Free-TV übertragen. Für Baseball, Eishockey und Basketball führt kaum ein Weg am Streaming-Anbieter DAZN vorbei.

Falls das Haus einen regionalen Bezug nimmt, wäre es ergänzend eine Möglichkeit, einen entsprechend lokalen US-Nachrichtensender laufen zu lassen. Allerdings stehen hierbei oft praktische Erschwernisse im Weg, namentlich Ländersperren. Diese können im Internet u.a. durch VPN umgangen werden. Das ist hierzulande zwar nicht wirklich illegal, kann aber gegen Vertragskonditionen verstoßen.

Außerdem wäre bei einem solchen Tun noch die gewerbliche Natur des Gasthauses zu bedenken.

4. Wichtige US-Getränke und typische Speisen auf der Karte

Was ein solches Gasthaus servieren muss, hängt stark mit seiner Ausrichtung zusammen. Bedenkt man jedoch, dass selbst US-Coca-Cola durch dort verwendeten Maiszucker anders schmeckt, erschließt sich, warum es US-Produkte sein sollten.

Grundsätzlich sollten Gastronomen versuchen, wenigstens ein Getränk auf der Karte zu haben, das aus den USA kommt und nicht hierzulande erhältlich ist. Das kann ein Bier sein, ebenso jedoch ein Softdrink (in den USA grundsätzlich Soda genannt).

Definitiv gilt jedoch: Je mehr, desto besser. Im Idealfall würde sich hier alles um US-Produkte und nach dortigen Rezepten mit dort verwendeten Gewürzmarken gekochte Speisen drehen. Das ist dank internationaler Großhandelsverflechtungen nicht (mehr) so schwierig, wie es den Anschein erwecken mag. Meist allerdings ist es teurer, was aber die allermeisten Gäste bei einem stimmigen Gesamtkonzept zu zahlen bereit sein werden.

5. Nach Möglichkeit US-Personal

Naturgemäß kennt kaum jemand die kulinarischen USA besser als US-Amerikaner selbst. Hierbei dürfte es sich tatsächlich um den schwierigsten Punkt auf dieser Liste handeln. Dafür aber einen, der wirklich den großen Unterschied machen kann – und das nicht nur, weil US-stämmiges Personal weitere wichtige Impulse für Einrichtung und Speisekarte geben kann.

Perfekt wäre es, wenn in der Küche jemand steht, der in den USA aufgewachsen ist und ebenso dort das Kochen erlernt hat. Eine derartige lebenslange Erfahrung lässt sich kaum ersetzen und wird sich buchstäblich schmecken lassen.

Etwas einfacher dürfte es sein, US-Bedienungen zu finden – allein schon aufgrund mehrerer Tausend Amerikaner, die hierzulande studieren. Unverzichtbar für das richtige Feeling wäre bei diesen Personen ein möglichst hörbarer US-Akzent; mitunter sogar (jedoch sehr abhängig vom Kundenkreis) eine rein englische Ansprache.

Bei etwas anderem sollte hingegen das Englische im Vordergrund stehen:

6. Englisch als geschriebene Hauptsprache

Das Gasthaus mag zwar mitten in Deutschland stehen. Wer jedoch so weit geht, um eine perfekte US-Illusion zu erschaffen, sollte eher nicht bei der Speisekarte oder anderen Beschriftungen innen und außen Halt machen.

Deutsch sollte dann höchstens ergänzend genutzt werden, um beispielsweise auf der Speisekarte Näheres zu erläutern. Doch abermals steckt der Teufel hierbei im Detail:

  1. In Wortwahl und Rechtschreibung muss es American English sein. Da die allermeisten Deutschen in der Schule hingegen britisches Englisch lernen, ergibt sich viel Raum für Flüchtigkeitsfehler – beispielsweise das britische Colour statt des amerikanischen Color.
  2. Zwischen Zahlen und Uhrzeiten gibt es ebenfalls viele US-Eigenheiten. So nutzen Amerikaner bei Zahlenangaben einen Punkt, wo wir ein Komma schreiben würden (wichtig etwa für die Preisangaben). Ebenfalls verwendet lediglich das US-Militär ein 24-Stunden-Zeitsystem. Wer etwa an seiner Gasthaustür bekannt machen möchte, er habe von neun Uhr morgens bis zehn Uhr abends geöffnet, schreibt dort Open 9 am till 10 pm. Lediglich bei der US-Schreibweise von Kalenderdaten (Monat, Tag, Jahr) sollte man vorsichtig sein. Das kann rasch zu Verwirrung führen.

7. Passende Musikauswahl

Last, but not least, sollten zumindest Gasthäuser, bei denen das Musikalische einen wichtigen Stellenwert hat, hierbei keine Abstriche gestatten. Das bedeutet, entweder werden die digitalen Playlists anhand solcher Vorgaben wie den aktuellen US-Charts zusammengestellt oder es wird abermals (via Internet) auf US-Stationen zurückgegriffen – wenngleich hier ähnliche Problemstellungen existieren wie bei den Fernsehsendern.

Nicht zuletzt sollte hierbei alles in enger Abstimmung mit der örtlichen DEHOGA-Vertretung, respektive der GEMA erfolgen, um womöglich ruinös teure Fehler zu vermeiden.

Fazit

Es mag zwar hart klingen, aber was hierzulande gastronomisch einen US-Stil pflegt, ist meistens eher schlecht als recht gemacht – und wird meist schon von jedem deutschen Gast, der mindestens einmal in den USA war, rasch entlarvt; von US-Amerikanern ganz zu schweigen. Keine Frage, das US-Thema an sich ist nicht nur gut, sondern bietet vielfältige Optionen. Dann aber sollten Gastronomen es wirklich konsequent bis zum Ende durchziehen – ähnlich, wie es in Gasthäusern im Stil anderer Nationen ja ebenfalls zum guten Ton gehört und seit Jahrzehnten getan wird.

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