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Pattas, Evangelios; Ritter, Fritz; Maupilé, David: „Warum wir Wein machen“

Eine Rezension von Restaurant-Ranglisten.de

Der Titel des Buches „Warum wir Wein machen“ verspricht viel, nämlich Porträts über „kreative Winzer und ihre Lieblingsweine“. Das weckt die Erwartung, die Weine und die Gedankenwelt der interessantesten Winzer würden entschlüsselt. Da das 224 Seiten starke Buch nur 15 Porträts enthält, muss es zwangsläufig in die Tiefe gehen. Das tut es auch. Das ist eine Seltenheit für Weinbücher, die häufig nur Weine beschreiben und bewerten, oder oberflächlich die Welt der Weine für Einsteiger erklären. Ein Buch, das die persönliche Motivation spannender deutscher Weinmacher in den Mittelpunkt rückt und in mehr als zehnseitigen Porträts Text und Bild etwa den gleichen Raum einräumt, ist also etwas Besonderes. Das heißt, die Rahmendaten des Buches wecken die Hoffnung auf Großartiges. Ganz so großartig ist das Buch dann nicht - oder besser gesagt: seine Qualitäten sind andere, als es der Titel erwarten lässt.

Reiz und Gefahr von Üppigkeit und Selbstbeschränkung

Die Selbstbeschränkung des Buchs auf 15 Porträts erlaubt den Autoren zwar eine Nähe und einen Tiefgang in Bild und Text zu bringen, stellt sie aber auch vor ein Problem:  welche Winzer sollen porträtiert werden? Klar, es sollte jede wichtige Weinregion vertreten, es sollten ganz verschiedene Winzer dargestellt werden. Denn nur durch die Vielfalt wird es für den Leser interessant, die seitenlangen Texte zu lesen. Und damit diese interessant werden, müssen die Porträts schlicht so interessant geschrieben sein, dass der Leser „dran“ bleibt. Das setzt voraus, dass die Autoren in Wort und Bild journalistische Geschichten finden, die die Winzer charakterisieren und ihre Motivation herausarbeiten – so wie es der Untertitel in Aussicht stellt.

Der Blick ins Inhaltsverzeichnis und das Studium des Vorworts lässt bereits erste Fragezeichen entstehen: wie die Auswahl der vorgestellten Winzer zu erklären ist, bleibt unklar. Spannend ist, dass von den „üblichen Verdächtigen“ der Top-Weingüter, die meist die Bewertungs-Hitlisten anführen, nur wenige dabei sind. Aber warum wurden die anderen ausgewählt? Allenfalls die Unterüberschriften der einzelnen Kapitel lassen einen Rückschluss zu, welche Thematik die Porträts transportieren sollen. Die Hessischen Staatsweingüter stehen als größtes deutsches Weingut für Großbetriebe, das Weingut Herzog von Württemberg für den Adel und seine weinbauliche Tradition, das Weingut Bassermann-Jordan für die bürgerliche und die historische Bedeutung des Weinguts für den Qualitätsweinbau in Deutschland, das Weingut Wittmann für einen biologisch-dynamisch wirtschaftenden Spitzenbetrieb, Friedrich Becker für die Entwicklung des deutschen Spätburgunders und das Weingut Drautz-Able für ein Weingut, in dem ein junger Winzer das Ruder übernommen hat. Bei anderen Winzern ist aber nicht ganz so einfach nachzuvollziehen, welchen Mosaikstein ihr Porträt zum Gesamtbild der deutschen Weinwelt beitragen soll. Dass dies nicht deutlicher herausgearbeitet wurde, ist bei der geringen Anzahl von Porträts unglücklich, da die Auswahl so willkürlich wirkt, vor allem, da sie recht baden-württemberglastig ausfällt. Sechs der vorgestellten Weingüter liegen in den Regionen Baden oder Württemberg. Mosel, Rheinhessen und Rheingau je sind mit nur einem Betrieb vertreten. Vier Anbaugebiete fehlen sogar komplett.

Im Inhaltsverzeichnis werden übrigens nicht die Namen der porträtierenden Winzer, sondern die der Betriebe genannt. Schon hier muss man erkennen: das Versprechen des Buchdeckels, Menschen zu porträtieren, wird nicht erfüllt, stattdessen gibt werden ganze Betriebe vorgestellt. Das  ist nicht verkehrt, aber etwas anderes, als der Buchtitel versprochen hat. 

Exzellente Fotos, blutleere Texte

Die drei Autoren haben die Aufgaben klar unter sich aufgeteilt: Fritz Richter ist für die Texte über die Betriebe verantwortlich. Er war als Wirtschaftsjournalist tätig und wechselte dann in die Pressearbeit eines Wirtschaftsverbandes. Dann folgte wieder der Seitenwechsel zum Journalisten, dieses Mal mit dem Fachgebiet Wein. Dem ist er als Mitglied der Heidelberger Weinbruderschaft schon seit 40 Jahren enger verbunden.Evangelos Pattas, der Sommelier und heutige Patron des Stuttgarter Sternerestaurants Délice, ist für die Beschreibung der Weine verantwortlich mit denen jedes Kapitel abgeschlossen wird.

Der dritte im Bunde ist Fotograf David Maupilé, der sowohl für Zeitschriften, wie den FEINSCHMECKER, als auch in der Werbung tätig ist. Er hat für das Buch analog, also mit einer Großbildkamera und Film gearbeitet. Die Bilder sind einzigartig gut geworden. Die Bildsprache ist der rote Faden des Buches. Sie ist ästhetisch, aber nicht künstlich, sondern lebendig. Egal, ob Landschaftsaufnahmen, Porträts oder Detailaufnahmen aus den Weingütern, die Bilder zeichnet ein gekonnter Umgang mit Licht und Schatten, sowie eine enorme Plastizität aus. 

Diese Spitzenqualität können die Text-Porträts leider nicht halten. Das gilt vor allem in konzeptioneller Hinsicht. Die Texte sind zwar tiefgründig und auf der Sachebene, haben also einen nüchternen Ton. Sie stellen die Weingüter vor, vor allem ihre Historie und Entwicklung. Die Texte sind sehr verständlich formuliert. Vertieftes Wissen über Wein, die Produktionstechniken oder die Charakteristik verschiedener Lagen, ist nicht erforderlich, um den Inhalt nachzuvollziehen. Gleichzeitig fühlt sich der Leser, der bereits über größere Kenntnisse verfügt, nicht über Dinge belehrt, die er längst schon weiß. Die Informationen werden in den Texten stets so erklärt, wie es zum Verständnis notwendig ist. Außerdem – und das ist für den „Normalleser“ durchaus erfreulich - verliert sich das Buch nicht in technische Details des kleinen und großen Einmaleins des Qualitätsweinbaus, mit denen man einen breiteren Leserkreis auch hätte langweilen können.

Andererseits sind die Texte leider kaum Porträts der Menschen hinter den Weinen, wie es eben der Buchtitel versprochen hat. Sie sind oft nach dem gleichen Muster gebaut: Autor schildert seine Anreise zum Weingut, dann folgen oft lange Zitate des Winzers, darüber, wie er zum Weinmachen gekommen ist, oder wie er seine Philosophie ausgelegt. Dies wird mit historischen Details zum Weingut oder der Region vermischt. Durch dieses Muster wirken die Texte gleichförmig. Im Vorwort hat Richter zwar „textbasierte“ Porträts versprochen, die kein „Häppchen-Journalismus“ sein sollen. Aber der Persönlichkeit der Winzer kommt er in kaum einem Text nahe. Alle vorgestellten Winzer und mögen sie im Weinbau noch so schillernde Persönlichkeiten sein, wirken in den Texten als matte Figuren, da sie in den Texten nur Zitatgeber sind. Es ist bei nicht gelungen, aus Beobachtungen, Zitaten und Hintergrundwissen journalistisch spannende Geschichten zu erzählen. 

 

Es fehlt der Blickwinkel eines Reporters, der kleine Begebenheiten und Eindrücke, die sinnbildlich für etwas stehen, erkennt und so herausarbeitet, dass der Leser den Eindruck hat, selber vor Ort zu sein und dem porträtierten Menschen näher zu kommen. Kurzum: die Texte funktionieren allein auf der Sachebene und nicht den sinnlichen Ebene, die aber für einen langen Text erforderlich ist, um die Lust am Weiterlesen zu wecken.

Während die Fotos im Buch eine großartige optische Wirkung haben, ist die Typographie eher anstrengend. Die Textseiten des Buches sind nicht auf weißem Untergrund, sondern auf einer grau strukturierten Fläche gedruckt. Für kurze Erklärungen wird eine ziemlich dünne Schrifttype verwendet, die auf diesem Untergrund kaum leserlich ist. Außerdem fehlt die Stringenz bei den graphisch gestalteten Informationen. In einem Porträt werden die Weinbergslagen des Guts in Landkarten vorgestellt, ein gestalterisches Element, das sonst bei keinem weiteren Text Verwendung findet. Bei anderen wird der Rebsortenspiegel grafisch aufbereitet – auch das geschieht nicht durchgängig. Hier wäre nicht nur mehr optische Ruhe, sondern auch mehr gestalterische Stringenz wünschenswert gewesen.

Auch die Weinbeschreibungen am Ende jedes Porträts sind nicht einheitlich gestaltet. Zwar wird jeder Wein sensorisch ausführlich Beschrieben. Aber eine Beurteilung, die unter dem Punkt „Meine Meinung“ festgehalten ist, erhalten nur einige Weine nach einem nicht nachvollziehbaren Muster. Zudem stehen auf den Buchseiten neben diesen Beschreibungen Zitate der Winzer über ihren Wein. So ist manchmal auch nicht klar erkennbar, ob nun Evangelos Pattas oder der Winzer den Wein charakterisiert – die Texte sind allerdings wieder ziemlich genau und nachvollziehbar formuliert.

Ein gutes Buch, das hinter die selbst geweckten Erwartungen verfehlt

Würde das Buch „Warum wir Weinmachen – 15 Weingüter, ihre Winzer und ihre Geschichte“ heißen, gäbe es kaum keinen Grund zur Kritik. Aber der gewählte Titel und die überragende Qualität der Fotos wecken beim ersten Durchblättern eine andere Erwartung. Diese erfüllen die Texte nicht, obwohl unter anderen Gesichtspunkten nicht schlecht sind.

Insofern ist das Buch ein wunderbar bebilderter Band mit informativen und ausführlichen Texten über 15 Weingüter. Das ist angesichts der Qualität vieler anderer Weinbücher schon eine ganze Menge.

 

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